Der Wilde Westen ist ein Synonym für viele Dinge: 

  • Rauem Individualismus und unaufhaltsamer Expansion
  • Cowboys, die Rinder hüten
  • Goldrausch und die anschließenden negativen Folgen
  • Schießereien und Kneipenschlägereien
  • Schwarzgebrannter Alkohol
  • Mutige Sheriffs, die versuchten, das Recht und Ordnung herrschte

Poker war ein weiterer wichtiger Bestandteil des Wilden Westens. Bergleute, die viel Geld hatten, und Cowboys, die während Viehtrieben eine Verschnaufpause einlegten, sehnten sich gleichermaßen nach etwas Alkohol und Kartenspielen.

Viele berühmte Gesichter mit einem 45er Colt in der Hand machten sich mit Fernweh auf den Weg in den Wilden Westen, um am Pokertisch das große Geld zu verdienen.

Jahrzehnte später spiegeln viele Aspekte des Pokerspiels immer noch diese rauen und turbulenten Zeiten wider.

"Im Wilden Westen hat fast jeder gespielt", heißt es in Time Life Books' The Gamblers. "Goldsucher und Tänzerinnen, Viehtreiber und Cowboys, Geistliche und Revolverhelden - sie alle versammelten sich an den Spieltischen, um ihr neu gewonnenes Vermögen - oder ihren letzten Besitz - auf eine Karte oder ein Rad zu setzen."

Viele dieser Revolverhelden, Gesetzeshüter und Glücksspieler wurden zu Legenden, die in Filmen, Fernsehsendungen, Romanen und mehr eine Rolle spielten.

Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf fünf einzigartige Persönlichkeiten werfen, die sich auf den Weg gen Westen zu den Pokertischen machten.

1 - James Butler Wild Bill Hickok

James Butler Wild Bill Hickok

Die Stadt Deadwood veranschaulicht die lebhafte Pokerszene des Wilden Westens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der 1837 in Illinois geborene Hickok war Gesetzeshüter, Kartenspieler, Revolverheld, Volksheld und Schauspieler während seiner Zeit im Bürgerkrieg und nach seiner Flucht in den Westen. 

Er ist darüber hinaus womöglich auch der berühmteste Kartenspieler des Wilden Westens und Mitglied der Poker Hall of Fame.

Einen Großteil seines Lebens verbrachte er damit, Kriminelle zu jagen und Gesetzlose zu verhaften. Gleichzeitig finanzierte er sich seinen Lebensunterhalt auch mit seinen Gewinnen am Pokertisch. Hickok war ein James Bond des 19. Jahrhunderts. Er lebte ein Leben voller Abenteuer und wurde von den Frauen wegen seines guten Aussehens gerade zu angehimmelt.

In der Regel war er der Gute, der die Bösen einsperrte oder ihnen den Garaus machte.

Im Jahr 1876 kehrte Hickok nach Deadwood zurück und war dort ein regelmäßiger Gast an den Pokertischen. Die Bergbaustadt steht bis heute wie keine Zweite für den Wilden Westen. 

"Die Black Hills zogen Goldsuchern, Glücksspielern und anderen Wagemutigen in ihren Bann, die das winzige Deadwood in ein Boomtown verwandelten, in dem schöne Damen und unzählige Spieltische in prachtvollen Saloons anzutreffen waren. Die meisten anderen Unterkünfte bestanden jedoch aus Zelten", schreibt Autor James McManus in seinem Werk "Cowboys Full: The History of Poker".

Hickoks tragisches Schicksal fand schließlich – wie hätte es sonst auch anders sein sollen – am Pokertisch in Deadwood sein Ende. Am 2. August 1876 spielte er in Nuttal and Mann's Saloon Karten. Ein Spieler namens Jack McCall schlich sich hinter Hickok und schoss ihm in den Hinterkopf.

Im Alter von nur 39 Jahren war der Gesetzeshüter auf der Stelle tot. 

Die Legende besagt, dass er in jenem Moment zwei schwarze Asse und zwei schwarze Achten auf der Hand hatte - eine Kombination, die für immer als "Dead Man's Hand" bekannt sein sollte.

2 - John Henry Doc Holliday

Jeder Fan des Films Tombstone aus dem Jahr 1993 ist mit den wagemutigen Glücksspiel- und Pokerabenteuern dieser populären Figur des Wilden Westens vertraut. Die Legende von Doc Holliday, einem ausgebildeten Zahnarzt, der eine beträchtliche Zeit sowohl am Pokertisch als auch in gefährlichen Duellen verbrachte, ist vielen ein bekanntes Kapitel.

Nachdem er seinen Abschluss in Zahnmedizin gemacht hatte, eröffnete er eine Praxis in Georgia, die er einige Zeit später jedoch wieder schloss, um in den Südwesten der USA zu reisen. Holliday hoffte, dass das Klima dort besser für seine von Tuberkulose geplagte Gesundheit sein könnte.

Während seiner Reise verbrachte er einige Zeit in Dallas und schloss sich dem berühmten Gesetzeshüter und Glücksspieler Wyatt Earp an. Im Jahr 1879 kreuzten sich die Wege von Holliday und Earp schließlich in Las Vegas, Nevada, bevor sie ihre Reise nach Tombstone im Arizona-Territorium fortsetzten. Arizona war zu jener Zeit eines der letzten Boomtowns an der amerikanischen Grenze.

Poker wurde ein fester Bestandteil seines Lebens. 

Seine Geschichte fand ihren Höhepunkt in der berühmten Schießerei am O.K. Corral im Jahr 1881.

Die Darstellung von Val Kilmer als Doc Holliday im Film "Tombstone" wurde von vielen Liebhabern des Westerngenres und auch Kritikern gelobt. In diesem Film gab es viele Szenen mit dem pokerspielenden Zahnarzt am Pokertisch. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass es sich um eine fiktionale Interpretation von Wyatt Earp, Doc Holliday und den Ereignissen in der lebhaften Stadt im Wilden Westen handelte.

Eine Pokerszene sticht besonders hervor. Nachdem er eine hohe Bet seines Gegners gecallt hat, zeigt Holliday vier Damen. Die Reaktion seines Kontrahenten ist alles andere als freundlich, er springt förmlich von seinem Stuhl und fordert Holliday auf, den Saloon zu verlassen.

"Holliday antwortet mit seinem üblichen Sarkasmus: 'Heißt das, wir sind keine Freunde mehr?'"

Der Verlierer greift nach seiner Pistole, aber Holliday ist schneller. Nachdem der pokerspielende Zahnarzt seine Waffen fallen lässt, holt der wütende Mann zu einem weiteren Angriff aus. Doch Holliday sticht ihm mit einem Messer in den Bauch. 

Holliday selbst starb am 8. November 1887 in Glenwood Springs, Colorado, an den Folgen seiner Tuberkulose-Erkrankung.

3 - Wyatt Earp

Dieser berühmte Gesetzeshüter war bereit, Gesetzlose zu verhaften und gleichzeitig abenteuerliche Bluffs am Pokertisch durchzuziehen. Er verbrachte viel Zeit im amerikanischen Westen, unter anderem in Dodge City, Deadwood, Tombstone und Wichita.

Auf seinen Reisen war er in Fort Worth, Texas, unterwegs. In der Stadt, die etwa eine Autostunde westlich von Dallas liegt, befand sich das Rotlichtviertel "Hell's Half-Acre". In diesem Stadtteil waren Schlägereien, Saufgelage und Glücksspiele an der Tagesordnung.

"In Orten wie Dodge City oder Abilene, vor allem dort, wo sich die Viehtransporte mit der Eisenbahn kreuzten, kamen die Cowboys nach getaner Arbeit und erhaltenem Lohn in die Stadt", erklärte der Geschichtsprofessor der Texas Christian University, Dr. Todd Kerstetter, gegenüber dem Fort Worth Magazine. 

"Sie waren zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Monate auf dem Trail unterwegs, und so wurde die Stadt zum Drehkreuz. Für viele war es eine Gelegenheit, sich zu waschen, etwas zu essen zu bekommen und Geld auszugeben. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Cowboys einen großen Teil ihres Lohns dort verprassten."

Earp und andere geschickte Glücksspieler standen bereit, einige dieser Cowboys von ihrem hart erarbeiteten Geld zu trennen. Neben seiner Rolle als Kartenspieler agierte Earp auch als Besitzer von Glücksspieleinrichtungen. 

Er besaß oder leitete Saloons und Spielhallen in verschiedenen Staaten wie Kalifornien, Arizona (Tombstone), Alaska, Washington und Idaho. In den frühen 1900er-Jahren wurde Earp zudem gelegentlich als Berater für frühe Westernfilmproduktionen engagiert.

Wyatt führte ein abenteuerliches Leben als passionierter Glücksspieler. Am 13. Januar 1929 verstarb er in Los Angeles an den Folgen einer chronischen Blasenentzündung, einer Infektion der unteren Harnwege. 

Mit seinen 80 Jahren lebte er weit länger als viele seiner damaligen Zeitgenossen.

4 – Poker Alice

Im 19. Jahrhundert war das Glücksspiel in der Regel eine Männer-Domäne, doch Poker Alice bildete eine bemerkenswerte Ausnahme von dieser Regel. Geboren als Alice Ivers im Jahr 1851 in Devonshire, England, als Tochter irischer Einwanderer, wagte sie im zarten Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie Sprung über den Großen Teich.

Sie verbrachte einen Großteil ihrer Jugend in Virginia, zog aber später nach Leadville, Colorado. Ihren Spitznamen erhielt sie, nachdem ihr erster Ehemann, Frank Duffield, ihr das Pokerspielen beigebracht hatte. Er starb einige Jahre später, und so verdiente sich Poker Alice im Anschluss an seinen Tod mit dem Kartenspielen in Colorado und New Mexico ihren Lebensunterhalt.

Alice muss beeindruckende Fähigkeiten am Spieltisch besessen haben. Historiker bestätigen, dass sie ihrer Zeit voraus war und über einen scharfen analytischen Verstand verfügte. Sie war in der Lage, die Mathematik hinter den Spielen zu durchschauen und die Wahrscheinlichkeiten in verschiedenen Situationen abzuschätzen. 

Zu ihrem markanten Erscheinungsbild am Spieltisch gehörte das genüssliche Rauchen einer Zigarre.

Doch das Kartenspiel war nicht ihre einzige Passion. In Deadwood machte sie sich nicht nur als Spielerin, sondern auch als geschickte Händlerin einen Namen. Sie prahlte damit, während ihrer Poker Karriere stolze 250.000 US-Dollar gewonnen zu haben - eine eindrucksvolle Summe für die damalige Zeit.

Jedoch war ihr Leben keineswegs auf das Pokern und dem Gewinn von Geld beschränkt. Sie geriet mehrmals wegen Schmuggels und dem Betrieb eines Bordells mit dem Gesetz in Konflikt. 

Berichten von Deadwood.com zufolge lautete ihr Lieblingsspruch:

"Preise den Herrn und platziere deine Einsätze. Ich werde dein Geld ohne Reue entgegennehmen."

5 - Billy the Kid

Der berühmte Gesetzlose Henry McCarty, besser bekannt als William Bonny oder Billy the Kid, erlangte Berühmtheit als einer der berüchtigtsten Revolverhelden des Wilden Westens. Darüber hinaus machte er auch am Pokertisch von sich reden.

Billy führte ein kurzes und gewaltsames Leben, in dem er angeblich 21 Männer erschoss. Seine Lebensgeschichte fand ihren blutigen Höhepunkt, als Sheriff Pat Garrett ihn in Fort Sumner, New Mexico, zur Strecke brachte.

Garrett hatte Billy im Dezember 1880 aufgrund des Mordes an Sheriff William J. Brady vom Lincoln County und einem seiner Stellvertreter festgenommen. Nach seiner Verurteilung im April 1881 gelang Billy jedoch im selben Monat noch die Flucht aus dem Gefängnis. Dabei tötete er zwei Hilfssheriffs.

Nach einer über zweimonatigen Flucht holte Garrett Billy schließlich ein und beendete sein Leben am 14. Juli 1881 mit einem einzigen Schuss. 

Billy the Kid

Zu diesem Zeitpunkt war Billy gerade erst 21 Jahre alt. Doch sein Vermächtnis als Gesetzloser sollte in den kommenden Jahren noch weiter wachsen.

Ein Teil dieses Vermächtnisses waren seine Fähigkeiten am Pokertisch. Neben seinen Verbrechen nahm Billy gelegentlich an Pokerspielen in verschiedenen Saloons teil. 

Im Jahr 2019 tauchte sogar ein Foto auf, das angeblich Billy bei einem Spiel mit drei anderen Gesetzlosen zeigte, die zur gleichen Zeit gesucht wurden.

Von Billy waren bis dato nur zwei Fotos bekannt. Die Pokerszene wurde daher von vielen mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Bei einer Auktion im Jahr 2019 erhielt das Foto "Poker-Billy" keine Gebote.

Besonders hervorzuheben ist ein historisches Pokerspiel, an dem Billy teilnahm. Dieses Spiel könnte etwas Licht auf seine gewaltsamen Auseinandersetzungen und seine kriminelle Karriere werfen.

In Camp Grant, Arizona, nahm Billy am 17. August 1877 an einem Pokerspiel teil. Laut der PBS-Sendung American Experience kam es zu Streitigkeiten zwischen ihm und einem Hufschmied namens Francis "Windy" Cahill.

"Als Cahill Henry zu Boden wirft und ihn ohrfeigt, schießt Kid auf Cahill", heißt es auf der Website der Sendung. "Kid flieht daraufhin zurück nach New Mexico, während Cahill am folgenden Tag seinen Verletzungen erlag."

"Nach diesem Vorfall schloss sich Billy einer Bande von Dieben südlich von Silver City, New Mexico, an. Diese Gruppierung, bekannt als "die Jungs", war Teil eines umfassenden Verbrechernetzwerks, einer Art organisiertem Verbrechersyndikat des Südwestens."