Der Begriff “GTO” (“Game Theory Optimal” – auf Deutsch "Optimale Spieltheorie") hat in den letzten Jahren in der Pokerwelt hohe Wellen geschlagen. Wir gehen der Sache auf den Grund, erklären die genaue Bedeutung und schauen uns die Anwendungsbereiche an. In diesem Artikel definieren wir, wann GTO zum Einsatz kommen sollte, welche Strategien man im Hinterkopf haben muss und wir geben Tipps für Anfänger und erfahrenere Spieler!
- Was ist GTO-Poker?
- Welcher Spielstil ist beim Pokern am besten: GTO oder Ausbeutung?
- GTO-Poker Strategie
- GTO-Poker Strategie: Starthand-Ranges Preflop
- GTO-Poker Strategie: Pot Odds
- GTO-Poker Strategie: Minimum Defence Frequency (MDF)
- GTO-Poker Strategie: Die richtige Balance: GTO-Poker Setzhöhe
- GTO-Poker Strategie: C-Bet-Frequenzen und Bet Sizes
- GTO-Poker Software
- GTO-Poker im Turnier
- GTO-Poker Poker Zusammenfassung
Was ist GTO-Poker?
Beim Pokern gibt zwei wesentliche Gewinnstrategien, die Du quasi in jeder beliebigen Situation einsetzen kannst:
1. Ausbeutung: Deine Spielweise ist auf die Maximierung Deiner Expected Value (EV) ausgelegt und zielt darauf ab, die suboptimalen Spielzüge und Schwächen Deines Gegners auszunutzen. Es stimmt, dass Du mit dieser Spielweise auch hin und wieder vom Gegner ausgebeutet werden kannst, aber oftmals werden die schwächeren Gegner, die Du mit dieser Strategie attackieren willst, ihren Spielstil nicht ändern, um sich Deinem Vorgehen anzupassen. Langfristig wirst Du maximalen Profit aus der Spielweise schlagen.
2. GTO (Game-Theory Optimal): Bei diesem Spielstil versuchst Du, perfektes Poker zu spielen. Du bist so nah wie möglich daran, die Theorie "gelöst" zu haben und der Stil führt dazu, dass Gegner Fehler gegen Dich machen (die Du wiederrum in fast Deinen gesamten Profit ummünzt). Du streust bei Deinen Value-Bets auch Bluffs und Semi-Bluffs mit ein und benutzt den Stil, um die Bet-Sizes zu wählen.
Welcher Spielstil ist beim Pokern am besten: GTO oder Ausbeutung?
Gleich sehen wir uns die strategischen Konzepte beim GTO-Poker im Detail an. Zunächst ist es aber wichtig zu verstehen, welcher dieser zwei gänzlich unterschiedlichen Spielstile für Dich als Anfänger oder erfahrenerer Spieler profitabler sein wird. Die Antwort ist einfach: Eine Kombination aus beiden Strategien ist empfehlenswert, aber meist ist Ausbeutung der bevorzugte Weg.
Die meisten Spieler greifen nicht auf GTO-Poker zurück und oftmals machen sie sich angreifbar für eine Ausbeutung. Gute Spieler finden schnell irgendeinen Aspekt in der gegnerischen Spielweise und Strategie, der sich ausbeuten lässt. Tatsächlich werden GTO-Konzepte nur in den größten Spielen und bei höchsten Einsätzen korrekt angewendet und selbst dort lassen sich ausbeutende Spielzüge beobachten.
Dennoch: Wer die Basics von GTO-Poker kennt, sie versteht und anwenden kann, wird sein Pokerspiel ohne Zweifel auf ein solideres und nachhaltigeres Level anheben. Außerdem ist es wichtig, ein GTO-Grundwissen zu haben, damit Du in gewissen Situationen davon abweichen kannst, um Deine Profite zu maximieren.
GTO-Poker Strategie
Ed Miller beschreibt in seinem Buch “Poker’s 1%,” ein grundlegendes Konzept, welches nur die absolute Elite der Pokerspieler ganzheitlich versteht. Gemeint sind Frequenzen und deren Anwendung in Relation zu C-Bets, Bluffs, Folds, Erhöhungen usw..
GTO-Poker Löser (auf Englisch "Solver" – eine Online-Software als Download – darüber kommen wir später zu sprechen) bieten oftmals Lösungen, wie man in einem beliebigen Szenario so optimal wie möglich spielen kann. Oftmals schlagen sie eine gemischte Strategie basierend auf entsprechenden Häufigkeiten vor.
Beispiel: In einem bestimmten Szenario auf dem River sagt Dir der Löser, dass Du mit einer bestimmten Hand in 70 % der Fälle callen und in 30 % der Fälle folden solltest. Eventuell schlägt er Dir auch eine Mischung aus 50 % Calls, 35 % Folds und 15 % Raises vor (mit einer bestimmten Range von Händen).
Frequenzen sind ein essentiell wichtiges und oftmals unterbeleuchtetes Element im Poker, aber die Idee dahinter findet Anwendung in den folgenden fünf Konzepten von GTO-Poker:
1. Starthand-Ranges Preflop
Als Ausgleich für einen Positions-Nachteil müssen Spieler beim Anspielen konservativer anspielen. Die Hand-Ranges werden tighter, je größer der Positions-Nachteil ist.
Natürlich ist es keine gute Idee, nur mit den allerbesten Starthänden zu eröffnen. Berücksichtigt man GTO-Poker-Ranges und Prinzipien, solltest Du aus jeder Position eine gute, ausbalancierte Range an Starthänden haben. Einige der Poker Hände sollten so gut sein, dass Du unabhängig von der Textur des Flops (tief, hoch, Rainbow etc) noch ein starkes Blatt hältst.
Unten findest Du eine Chart, die für Spieler gedacht ist, die sich mit GTO-Poker-Konzepten noch nicht so gut auskennen. Sie ist für Online-Poker (6-Max) gedacht und zeigt Starthand-Ranges, mit denen Du die erste Erhöhung einbringen solltest, wenn vorher alle Spieler gefoldet haben. Die unterschiedlichen Positionen am Tisch sind in der Tabelle farblich gekennzeichnet (Legende befindet sich darunter).
HINWEIS: Es empfiehlt sich, GTO-Poker aus dem Small Blind mit einer gemischten Strategie zu spielen. Dabei sollte man einige Open-Limps mit Open-Raises für verschiedene Hände der Range kombinieren. Dies kann sich in der Tabelle nicht mit dem Farbsystem darstellen lassen. Oftmals ist die korrekte Lösung bei der Frage, welche Hände zu spielen sind, eine Mathematik-Aufgabe. Darüber sprechen wir gleich.
Auf andere Preflop-Charts des GTO-Poker können sich Hände befinden, die man nach einer Erhöhung spielen sollte, mit welchen Händen man eine 3-Bet spielen sollte, welche Hände man gegen eine 3-Bet weiterspielen kann usw. Eine Löser-Software kann Dir helfen, die richtigen Hände auszuwählen, mit denen du Preflop weiterspielen solltest und welche Aktion (Call, Raise, Reraise, Fold) am sinnvollsten ist.
2. Pot Odds
Als Pokerspieler solltest Du immer +EV-Entscheidungen treffen, um Deinen Profit zu maximieren. Wer die Prinzipien von Pot Odds versteht und anwenden kann, ist einen Schritt weiter.
GTO-Poker Beispiele: Pot Odds nach dem Flop
Angenommen wir haben JhTh auf einem Board 9h8h2s4c (Open-Ended Straight-Flush Draw). Es sind 50 Euro im Pot und wir haben noch 40 Euro vor uns liegen. Unser Gegner hat einen größeren Stack als wir und geht All-In. Ein striktes GTO-Poker würde es nun erforderlich machen, dass wir ausrechnen, ob ein Call +EV oder –EV wäre, denn als Optionen haben wir nur Call oder Fold (es finden danach keine Setzrunden mehr statt).
Wir können davon ausgehen, dass wir mit jedem Herz, jeder Dame oder 7 die Hand gewinnen. Also sind unter den verbliebenen 46 unbekannten Karten für uns 15 Outs dabei. In 32,6 % der Fälle würden wir uns verbessern.
Aber wie sieht es aus, wenn unser Gegner hier ab und zu ein Set hat? Falls auf dem River die 4h oder 2h kommt, würden wir zwar unseren Flush treffen, unser Gegner würde sich aber auf ein Full House verbessern. Wenn wir die Anzahl der Outs von 15 auf 14,5 reduzieren, sinkt unsere Gewinnwahrscheinlichkeit (Equity) auf 31,5 %.
Wir müssen jetzt also die Pot Odds ausrechnen:
(Setzhöhe / (unser Einsatz + Pot)) = Pot Odds
= $50 / ($40 + $90)
= $40 / $130
= 30.7%
Dies bedeutet, dass wir mehr als 30,7 % Equity haben müssen, um profitable callen zu können. Da wir 31.5 % Equity haben (auch wenn der Gegner eventuell ein Set hat), würden wir mit einem Call langfristig Geld verdienen. Natürlich würden wir in den meisten Fällen Geld verlieren, aber auf lange Sicht gesehen können wir in dieser Situation einen kleinen Profit machen. Ein Call wäre also korrekt.
HINWEIS: Zusätzlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass das Konzept von Pot Odds nicht nur auf Draws zutrifft. Wenn unser Gegner 50 % des Pots setzt, bekommst Du auf einen Call Odds von 3:1. Also musst Du 25 % der Hände gewinnen, damit der Call profitabel ist. Wenn Du Deine aktuelle Hand analysierst (und dafür einen Equity-Taschenrechner wie Equilab auf PC oder PokerCruncher auf Mac benutzt) und Du mehr als 25 % Equity gegen die wahrscheinliche Range Deines Gegners bekommst, ist ein Call angebracht.
GTO-Poker GTO Beispiele: Preflop Pot-Odds
Angenommen Du erhöhst um drei Big Blinds vor dem Flop und siehst Dich einer 3-Bet vom Button in Höhe von 9 BB gegenüber. Alle folden zu Dir und nun ist Deine Entscheidung gefragt. In solche Situationen können wir die Pot Odds ausrechnen und unsere Entscheidung vereinfachen.
Der Pot setzt sich wie folgt zusammen:
= (Unser Einsatz + 3-Bet + Small Blind + Big Blind)
= (3 BB + 9 BB + 0,5 BB + 1 BB)
= 13.5
Dies bedeutet, dass wir sechs Big Blinds für den Call einsetzen müssen, um zu versuchen, einen Pot von derzeit 13,5 Big Blinds zu gewinnen. Um fortzufahren, brauchen wir also Equity von ungefähr (6 BB / (6 BB + 13,5 BB)) = 30.7% gegen die Range des Spielers mit der 3-Bet.
Allerdings müssen mindestens drei weitere Faktoren mit in die Entscheidung einbezogen werden:
- Nachteil Position: Wir müssen zuerst handeln, was es viel schwieriger macht, die Equity unserer Hand zu beziffern. Unser Gegner kann uns dank seiner Position effektiv Probleme bereiten. Deshalb sollten wir - als Faustregel – unserer Equity sieben Prozentpunkte hinzufügen, um profitabel gegen die Range des Gegners fortfahren zu können.
- Implied Odds / Reverse Implied Odds: Nach dem Flop besteht natürlich die Möglichkeit, wesentlich mehr Geld zu gewinnen oder zu verlieren (als wir vor dem Flop investiert haben). Wir müssen also auch den Rest unseres Stacks im Hinterkopf behalten.
- Hand Range des Gegners: Hat man eine große Sample Size (Stichprobengröße), kann man einige Rückschlüsse über die 3-Bet-Statistiken ziehen (Beispiel: 8 % 3-Bets vom Button aus). Aber die Statistiken sagen uns nicht, mit welchen 8 % der Hände der Gegner eine 3-Bet platziert. Beide unten stehende Tabellen repräsentieren 8 Prozent der möglichen Hände. Dafür nutzen wir polarisierte und entpolarisierte Ansätze.
Entpolarisierte Hand-Range (7.4% der Hände):
Polarisierte Hand-Range (7,54% der Hände):
Schnell erkennt man, dass die Hand-Ranges aus ganz unterschiedlichen Blättern zusammengestellt sind. Wir wissen auch nicht unbedingt, ob der Gegner mit einigen der Händen eine erneute Erhöhung anspielt, oder ob er mit manchen hin und wieder callt oder foldet.
Wie man spieltechnisch korrekt gegen eine bestimmte Range vorgeht, liegt zum Teil daran, wie man die ausbeutende Strategie anwendet. Dank GTO und dem nächsten Konzept kannst Du ohne große Probleme fortfahren.
3. Minimum Defence Frequency (MDF):
Dieses Konzept umfasst den Prozentanteil der Hände unser Range, mit denen wir zwingend weiterspielen müssen (als Call oder Raise), um nicht von unserem Gegner ausgebeutet zu werden. Dabei ist wichtig zu wissen, dass das Konzept häufig abseits des Pokertisches als Lernmaterial benutzt wird und es schwierig sein kann, es während eines Spiels einzusetzen.
Wer diese GTO-Konzepte für Anfänger abseits des Tisches lernt, tut sich bei der Entscheidungsfindung im Spiel leichter. Dies gilt vor allem im Spiel gegen besonders aggressive Gegner.
Die Formel für MDF lautet wie folgt:
HÖHE DES POTS / (HÖHE DES POTS + HÖHE DES EINSATZES) = MDF
Zur Vereinfachung gibt es hier eine GTO-Poker-Chart mit üblichen Einsätzen, denen Du Dich während eines Spiels gegenübersiehst. Dazu gibt es die entsprechende MDF, die Du anwenden solltest.
Einsatz relativ zum Pot (%) |
Minimum Defence Frequency (%) |
100% |
50% |
75% |
57% |
66% |
60% |
50% |
67% |
33% |
75% |
Um festzustellen, mit welchen Händen Du weiterspielen willst, musst Du die Anzahl der Kombinationen Deiner Starthand-Range nehmen und mithilfe von MDF ausrechnen, mit welchen Kombinationen Du fortfährst. Unter dem Strich solltest Du die Hände mit der besten Spielbarkeit und der höchsten Gewinnwahrscheinlichkeit gegen die Betting-Range Deines Gegners auswählen.
Beispiel: Du sitzt im Hijack (zwei Positionen rechts neben dem Button) und alle haben zu Dir gefoldet. Du erhöhst und nur der Big Blind callt. Der Flop zeigt Qh9h6c. Dein Gegner übernimmt die Initiative und setzt die Hälfte des Pots. Laut MDF sollten wir mit 67 % unserer Range weiterspielen.
Mithilfe der oben stehenden Starthand-Chart können wir feststellen, dass wir 254 Kombinationen vom Hijack eröffnen:
Laut MDF müssen wir 67 % dieser Hände beschützen, damit wir uns nicht der Möglichkeit einer Ausbeutung aussetzen. Dies entspricht 170 Kombinationen. Zu den Händen, mit denen wir weiterspielen sollten, gehören auch Kombinationen mit der höchsten Gewinnwahrscheinlichkeit und Spielbarkeit, darunter auch:
- Flush-Draws
- Open-Ended Straight-Draws
- Gut-Shot Straight-Draws
- Overcards
- Jedes Paar oder besser
Also würde unsere Range, mit der wir auf dem Flop weiterspielen, ungefähr so aussehen:
Unter anderem müssen wir beachten:
- Wir haben Pocket-Pairs wie 4er und 5er ausgeschlossen, denn die Chance ist gering, dass sich diese auf Turn oder River noch verbessern.
- Zusätzlich fahren wir nur mit Ax-Kombinationen in Herz fort (Flush-Draw), wenn wir nicht schon mindestens ein Paar haben.
- Und wir nehmen auch vier Kombinationen von AJ-Offsuit mit hinein, aber alle müssen das Ass-Herz haben. Auch AcJh geht, denn dann haben wir den Blocker für eine Backdoor Nut-Flush-Kombination.
Der Einfachheit halber gehen wir jetzt davon aus, dass wir mit allen dieser Händen callen und auf dem Turn eine Blank bekommen (Pik 2). Unser Gegner setzt den vollen Pot. Damit wir uns weiterhin keener Ausbeutung öffnen, müssen wir laut MDF 50 % der Range, mit der wir auf dem Flop weitergespielt haben, verteidigen. Dies entspricht 85 der 170 Kombinationen. Darunter sollten unsere besten Flush-Draws sein, auch unsere besten Straight-Draws und die besten bereits fertigen Hände, was in etwa so aussehen könnte:
Zu beachten ist hier, dass wir mit allen folgenden Kombinationen weiterspielen:
- Nut-Flush-Draws
- Paar + Flush-Draws
- Gutshot + Flush-Draws
- Zweites Paar, Top-Kicker+
- Eine Kombination JJ, die nicht den Flush-Draw oder Backdoor-Flush-Draw blockiert.
Gleiches gilt für den River. Allerdings können wir dieses Mal alle unsere verfehlten Draws folden, wenn der Gegner erneut von vorne anspielt. Denk daran, dass Du über alle Blocker-Konsequenzen nachdenken solltest, wenn Du mit einigen Deiner schwächeren Hände callen willst (Du vermeidest damit das Overcalling und entscheidest laut MDF, welche spezifischen Kombinationen sich am besten weiterspielen lassen).
4. Die richtige Balance: GTO-Poker Setzhöhe
Damit Du nicht ausgebeutet werden kannst (und ausgewogen und unausrechenbar spielst), müssen die Anzahl Deiner Bluffs sowie die Anzahl der Value Bets in einem richtigen Verhältnis bleiben. Die Anzahl der Bluffs Deiner Betting-Range hängt davon ab, wie hoch Dein Einsatz ist (im Verhältnis zum Pot). Dieses Konzept bezieht sich nur auf Situationen am River, denn Draws ("Bluffs") auf Flop und Turn haben noch Equity. Auf dem River sind fehlgeschlagene Draws keine Equity mehr und sind reine Bluffs.
HINWEIS: Auf dem Flop sollte Dein Verhältnis von Bluffs zu Value Bets bei etwa 2:1 liegen. Im Vergleich zum River hast auf dem Flop seltener eine fertige Hand und Deine Bluffs auf dem Flop haben normalerweise noch Equity. Auf dem Turn ist ein Verhältnis von 1:1 ratsam. Was den River betrifft, solltest Du die Tabelle unten zur Hilfe nehmen, um herauszufinden, welche GTO-Poker Bluff-Frequenzen angemessen sind (relativ zu Deiner Setzhöhe):
Bet Size |
Value Bet % |
Bluffing % |
25% (1/4-pot) |
83% |
17% |
33% (1/3-pot) |
80% |
20% |
50% (1/2-pot) |
75% |
25% |
66% (2/3-pot) |
72% |
28% |
75% (3/4-pot) |
70% |
30% |
100% (Pot) |
67% |
33% |
150% (1.5x-pot) |
62% |
38% |
200% (2x-pot) |
60% |
40% |
Die Tabelle ist im Verhältnis zu den Pot Odds, die Du dem Gegner gibst, zu verstehen. Wenn Du 50 % des Pots setzt, erhält Dein Gegner Pot Odds von 3:1 und muss 25 % der Hände gewinnen, damit sich ein Call rentiert. Also gibt GTO-Poker-Theorie vor, dass Du 25 % Bluff-Kombinationen in Deiner Betting-Range haben solltest. Damit kann es Dir gleichgültig sein, ob Dein Gegner callt oder foldet.
Die besten Bluffs, die Du auf dem River in Deiner Betting-Range haben solltest, sind diejenigen, in denen es keine Blocker für die Hände gibt, die bestenfalls Dein Gegner hält (oder nicht hält). Beispiel: Im Falle von verpassten Flush-Draws ist es oftmals ein Fehler, mit Ass-hoch (nicht angekommener Flush-Draw) zu setzen, denn Du blockierst einen verpassten Flush-Draw, von dem Du hoffst, dass ihn Dein Gegner hat, wenn Du auf dem River bluffst (was im Endeffekt bedeutet, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass er entsprechende Karten hat, wenn Du selber zwei Karten des Flush-Draws in der Hand hast). Zusätzlich hat Ass-hoch auf dem River noch einen gewissen Showdown-Wert.
Wenn auf dem River ein Flush möglich ist (drei gleiche Suits auf dem Board) und Du setzen möchtest, ist es ein akzeptabler Versuch, mit einigen Ax-Kombinationen einen Bluff zu starten, wenn Du dass entsprechende Ass des möglichen Flushes hast. Wenn Du den Nut-Flush blockierst, ist es unmöglich, dass Dein Gegner die Nut-Kombo in seiner Range hat.
5. C-Bet-Frequenzen und Bet Sizes
GTO-Konzepte und Strategien für Anfänger bestehen nicht nur aus Bluffs und Value-Bets. Sie zeigen Dir auch, wie oft Du in bestimmten Situationen eine Continuation Bet (C-Bet) bringen solltest und in welcher Höhe diese angebracht ist. Poker-Löser haben Top-Spielern in dieser Hinsicht auf dramatische Art und Weise geholfen. Genau darum geht es in unserem nächsten Thema.
GTO-Poker-Software
In den letzten Jahren sind verschiedene GTO-Poker-Löser auf dem Markt erschienen. Sie gibt es in Varianten für Anfänger, Fortgeschrittene und Experten. Sie zeigen, wie man in Bezug auf ein ausgeglichenes GTO-Poker in verschiedenen Situationen die korrekte Entscheidung trifft.
PokerSnowie und PioSolver sind aktuell die bekanntesten Programme auf dem Markt. Sie helfen mit GTO und dienen als Lernsoftware abseits des Tisches.
Es ist nicht möglich, in Echtzeit die verschiedenen Hand-Ranges von Spielern und Setzmöglichkeiten zu erarbeiten, aber wenn man sich die Zeit nimmt, werden die Programme hinsichtlich GTO-Strategien in absehbarer Zeit positive Auswirkungen auf Dein Spiel haben. Es wird Dir außerdem helfen, neue Sichtweisen zu erkennen und mehr über GTO-Poker zu erfahren.
Dein Spiel, insbesondere mit Blick auf GTO, wird sich dank der Löser in Bereichen wie ausbalancierte Ranges, die Wahl der optimalen Setzhöhe, C-Bet-Frequenzen und vieles mehr verbessern.
GTO-Poker im Turnier
In den späten Turnierphasen hat man oftmals kleinere Stacks, vor allem in Vergleich zu einem typischen Cash-Game. Deshalb, und um sich an den Richtlinien von GTO-Poker zu orientieren, wurden Nash-Tabellen erfunden. Sie sind weiterentwickelt worden und werden schon seit vielen Jahren genutzt, um zu überprüfen, mit welchen Händen man All-In gehen sollte (und wann ein Call angebracht ist, abhängig von der Anzahl der Big Blinds, die man in einem kleineren Stack hat).
Es gilt zu beachten, dass die unten aufgeführten Tabellen Push/Fold-Tabellen für Heads-up-Situationen darstellen. Wenn Du Dich mit mehreren Spielern am Tisch befindet, kann die "Pusher"-Tabelle nur benutzt werden, wenn Du im Small Blind sitzt und alle Spieler vor Dir gefoldet haben. Die "Caller"-Tabelle gilt nur wenn Du im Big Blind sitzt und setzt einen Small-Blind-"Pusher" voraus (mit einer viel breiteren Range als wenn ein Spieler aus anderer Position ohne vorherige Action All-In geht).
Pusher-Chart: Wenn Du alle Zahlen durch zwei teilst, bekommst Du die Hände, die Du vom Button aus pushen solltest. Für die Position Cutoff bekommst Du eine gute Pushing-Range, wenn Du die Original-Zahlen durch vier teilst. Allerdings muss man auch hier beachten, dass es unmöglich ist, einige der Zahlen für den Cutoff oder noch frühere Positionen genau zu berechnen. Dies liegt daran, dass die höchste Ziffer der Tabelle für “20+” Big Blinds gilt. Dies ist eine Zahl, die für eine sehr große Range von Händen in den Push-Tabellen benutzt wird.
Beide GTO-Tabellen sind idealerweise für Heads-Up-Situationen anwendbar. Aber manchmal kann eine ausbeutbare Strategie für Heads-Up-Shortstack gegen bestimmte Gegner zu mehr +EV-Entscheidungen führen. Aber wenn Du Dich nach den Tabellen richtest, wird Dein Spiel GTO-konformer und weniger ausbeutbar.
Im Rahmen von Push/Fold-Tabellen hat Poker-Pro Max Silver eine extreme hilfreiche GTO Push/Fold-Software namens SnapShove entwickelt (online verfügbar via Desktop auf www.snapshove.com oder als App für iOS und Android).
Mit der Vollversion können Spieler GTO-Poker-Beispiele für Shove-Ranges in verschiedenen Situationen einsehen. (Beliebige Einstellungen möglich, etwa Anzahl der Big Blinds, Position, Höhe der Ante in Relation zum Big Blind und vieles mehr.)
Zusammenfassung
In der sich permanent entwickelnden Pokerwelt bauen Spieler ihre Fähigkeiten aus und sind ständig auf der Suche nach Verbesserung, um sich am Tisch einen Vorteil zu verschaffen. Während eine ausbeutende Strategie oftmals höhere Profitmargen im Vergleich zu einem ständig angewandten GTO-Stil verspricht, ist ein Verständnis von grundlegenden und fortgeschrittenen GTO-Konzepten aus verschiedenen Gründen unabdingbar:
- Dein Spielstil baut auf einer soliden und fundierten Basis auf.
- Du erkennst schneller, wann Du von Deiner Strategie abweichen kannst/solltest. Bei verschiedenen Gegnern lohnt sich eine ausbeutende Strategie.
- Du vermeidest Levelling-Kriegsführung mit Deinen Gegnern, denn Du triffst Entscheidungen auf einer verlässlichen, nicht ausbeutbaren GTO-Strategie.
- Die Konzepte setzen nicht voraus, dass Du Vermutungen über den Spielstil Deines Gegners anstellen musst.
- Du zwingst Dich nicht, ergebnisorientiert spielen.
Dieser Artikel umfasst nur die Spitze des Eisberges hinsichtlich GTO-Konzepten und Pokertheorie. Wenn Du mehr über die Strategien lernst und ernsthaft darüber nachdenkst, in GTO-Löser-Software zu investieren, wirst Du erstaunliche Fortschritte an Deinem Spiel feststellen