Beim “Flop” in No Limit Hold’em handelt es sich um die drei Gemeinschaftskarten, die nach der ersten Setzrunde (Preflop) ausgeteilt werden. Die Action auf dem Flop ist richtungsweisend für den Rest der Hand. Deshalb kann sich ein gutes Spiel auf dem Flop extrem positiv auf deine Winrate auswirken.
Dieser Artikel widmet sich den Überlegungen, die man auf dem Flop anstellen muss. Wir werden unsere Top-5-Tipps für das Spiel auf dem Flop in No Limit Hold'em erläutern.
TIPP 1 – POSITION
Es ist erstaunlich, wie viele Strategie-Ratgeber eine Continuation Bet auf dem Flop empfehlen, ohne dabei auf die Position einzugehen. Es ist deshalb nicht überraschend, dass viele Spieler mit und ohne Position die gleiche C-Betting-Strategie anwenden.
Diesen Fehler sollte man auf keinen Fall machen. Ein solider Spieler mit Position wird auf dem Flop eine C-Bet-Frequenz von etwa 65 Prozent haben, wenn er sich Heads-Up in einem einfach geraisten Pot befindet. Ohne Position wird er in diesem Szenario eher 35 Prozent c-betten (oder weniger). Ein Vergleich der Strategie mit Position und der Strategie ohne Position lohnt sich fast nicht. Wir sollten sie fast ausschließlich als unterschiedliche Aspekte des Spiels behandeln.
Generell gilt: Hat man auf dem Flop keine Position, ist dies ein großer Nachteil. Wir müssen einen Ausgleich für diesen Nachteil schaffen, tighter spielen und häufiger folden. Ein guter Spieler wird deshalb ohne Position häufiger folden, wenn er sich einer C-Bet entgegensieht.
TIPP 2 – DIE EIGENEN KARTEN
Auf dem Flop kommt es zu dem kritischen Moment, an dem wir entscheiden, mit welchen Händen wir auf den nächsten Straßen weiterspielen wollen. Falls möglich, machen wir dies nur mit Händen, mit denen wir eine besonders hohe Equity haben und gleichzeitig glauben, dass die Equity des Gegners sich in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Also müssen wir uns die Eigenschaften unserer Starthand genau vor Augen führen.
Als Beispiel nehmen wir folgende Situation auf dem Flop:
Board: Kh7c2s
Hand 1: Ac6d
Hand 2: 9c8c
Was könnten wir alles erwägen? Vielleicht eine C-Bet, aber auch Floating oder sogar Donk-Betting sind möglich. Welche dieser beiden Hände hättest du auf dem Flop lieber, wenn der Pot nur einfach erhöht wurde und beide Spieler einen normalen Stack haben? Das hängt von unseren Kriterien ab. Hinsichtlich der rohen Equity ist A6o fast immer besser als eine Hand wie 9-hoch. Allerdings würden aber viele Spieler zugeben, dass die Hand 9c8c hier attraktiver scheint.
Warum? Sie hat eine bessere Chance… –
- a) ihre Equity voll zu entfalten
- b) unseren Gegner bis zum River aufgrund mangelnder Equity zum Folden zu bringen.
Die Vorzüge einer solchen Hand werden gerne mit "besserer Spielbarkeit" beschrieben. In diesem Fall kann 98s noch mehr Outs dazubekommen, so dass auf dem River eine starke Hand aus fünf Karten möglich ist. Jeder Bube, jede 10, 5, 6 und jedes Kreuz beschert uns einen Straight- oder Flush-Draw vor dem River. Wir reden also von 22 der verbliebenen 47 Karten, die uns weiterhelfen. Nicht mitgerechnet sind bereits jede 8 oder 9 auf dem Turn, mit denen wir manchmal die beste Hand haben, aber zumindest noch die Möglichkeit haben, auf dem River zwei Paar oder einen Drilling zu bekommen. Wenn wir diese ebenfalls mit einberechnen, dann hilft uns fast die Hälfte der Karten im Deck auf dem Turn weiter.
Im Vergleich dazu kann sich A6o nur mit einem Ass oder einer 6 verbessern. Selbst wenn dies der Fall ist, weiß man nicht genau, welche dieser Hände von besseren Paaren in der Range unseres Gegners dominiert wird. Noch dazu gibt es auf dem River nur noch begrenztes Verbesserungspotenzial. Meist sind wir aber eh schon gezwungen, die Hand vorher aufzugeben. Unsere sinkende Equity zwingt uns zu einem Fold.
98s ist also insgesamt spielbarer und profitabler. Ein Grund für die bessere Spielbarkeit ist die Tatsache, dass wir meistens genau wissen, wo wir stehen. Wenn wir unsere Straight oder den Flush bekommen, dann können wir auch im Stacks spielen. Wenn wir alles verpassen, dann können wir sicher davon ausgehen, dass der Gegner eine bessere Hand hat. Wir können folden oder bluffen – je nachdem, was gerade besser passt. Mit A6o befinden wir uns oft in dieser Grauzone, in der wir nicht genau wissen, ob es bei einem Showdown reicht. Die beste Vorgehensweise ist dann sehr schwer zu realisieren.
TIPP 3 – STACKHÖHE UND STACK-POT-VERHÄLTNIS
Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Wenn die Stacks eher im niedrigen Bereich sind, würden wir 98s wahrscheinlich nicht vorziehen. Je niedriger unserer Stack, desto mehr achten wir auf unsere rohe Equity. In solchen Situationen ist es besser, mit A6 anstelle von 98 in den Kampf zu ziehen. Wir beschäftigen uns eher nicht mit den problematischen Entscheidungen auf den späteren Straßen mit A6o, denn wir haben nicht genug Chips, um dann noch groß zu manövrieren.
Bei Deep-Stacks sieht es anders aus. 98s gibt uns mehr Backdoor-Equity. Wir haben nicht nur gutes Verbesserungspotenzial, der große Stack von uns führt auch zu verbesserten Implied Odds, falls wir auf dem River eine starke Hand gebastelt bekommen.
Außerdem ist bei Deep-Stacks ein aggressiveres Bluffen möglich. Wir können auf den späteren Straßen richtig Druck aufbauen. Bei besonders großen Stacks könnten wir sogar überlegen, auf späteren Straßen eine Overbet anzusetzen. Unser Gegner muss den Flop häufiger Folden, um diese Möglichkeit aufzuwiegen (ein Konzept, das sich “Leverage” nennt).
TIPP 4 – DER GEGNER
Auch, wenn du bei standardmäßigen Flop-Lines ein gutes Gefühl hast, ist dies absolute nicht die wichtigste Überlegung. Jegliche Informationen über deinen Gegner haben Vorrang vor deiner normalen Flop-Strategie. Beispielsweise würdest du im Normalfall eine bestimmte Hand vielleicht nicht c-betten, aber dir ist aufgefallen, dass dein Gegner auf rund 60 Prozent aller C-Bets foldet. Eine C-Bet von dir ist nun wahrscheinlich der beste Move.
Ein genauer Blick auf die Statistik und Tendenzen deines Gegners kann dir außerdem helfen, unorthodoxe Lines durchzudrücken. Das Donk-Betting zum Beispiel. Wenn du als Preflop Cold-Caller normalerweise zum ursprünglichen Raiser checkst (alles gut!), nun aber bemerkst, dass dein Gegner in 60 Prozent der Fälle auf eine Donk-Bet foldet, dann kannst du deine Strategie anpassen.
Du musst nicht immer an deiner Standardstrategie festhalten. Weiche ab und zu davon ab, wenn du einen guten Read hast.
TIPP 5 - RANGES UND PREFLOP-ACTION
Mit einer bestimmten Hand würdest du auf stets identischen Flop-Texturen nur selten die gleiche Entscheidung treffen. Warum? Weil unsere Entscheidung nicht nur von unserer Hand abhängig ist, sondern auch von dem Verhalten und der Range unseres Gegners beeinflusst wird. Wir müssen vorsichtig über die Arten von Händen innerhalb seiner Range nachdenken, wenn wir auf dem Flop konstant gute Entscheidungen treffen wollen.
Wie erkennen wir die Range des Gegners?
Wir fangen damit an, dass wir nach der Preflop-Action ein paar Mutmaßungen über seine Hand anstellen
Beispiel:
Hero spielt einen Open-Raise vom BTN auf 3BB. Der SB foldet und der Gegner cold-callt vom Big Blind.
Board: KcJd2h
Wie viele Kombinationen starker Value-Hände (TPTK oder besser) hat der Gegner in seiner Range?
Wenn wir das Board anschauen, ohne uns mit der Preflop-Action zu beschäftigen, gibt es eine Reihe an Hände, die unser Gegner haben könnte. 12 Kombinationen von AK, 6 Kombinationen Asse, 3 KK, 3 JJ und so weiter. Da unser Gegner aber Preflop nur gecallt und keine 3-Bet abgefeuert hat, verändern sich die Dinge dramatisch.
Wir können davon ausgehen, dass unser Gegner mit AA, AK, KK oder JJ eine Preflop-3-Bet gespielt hätte. Also schließen wir aus, dass er eine dieser Hände hält. Welche starken Hände hat er auf diesem Flop, die vom Big Blind aus den 3-BB-Open des Button callen konnten? Vielleicht KJ oder 22, aber das war es auch schon. Die Antwort ist also 12 Kombinationen. Es sind 9 Kombinationen KJ und 3 Kombinationen 22.
FLOP PLAY – ZUSAMMENFASSUNG
Natürlich sind die oben genannten Tipps nur allgemeine Ratschläge für den Flop. Wenn du ein Meister der Flop-Überlegungen werden willst, musst du alle möglichen Flop-Situationen bis ins Detail sezieren und analysieren. Je mehr Variablen wir mit hineinnehmen, desto länger dauert dieser Prozess. Dein Spiel auf dem Flop wird sich dadurch aber stark verbessern.
Die Tipps sind vorsichtig ausgewählt, um einige der größten Flop-Schwächen der meisten Spieler in den Vordergrund zu rücken. Wenn du dich darauf einlässt, ist ein guter Anfang geschafft.