In dieser Anleitung zeigen wir dir, wie du strategisch die besten Entscheidungen aus der Position LJ (Lojack) triffst. Wir nutzen dazu Beispiele aus NLHE Cash Games, aber viele Konzepte lassen sich auch auf andere Formate wie Turniere oder PLO übertragen.
Zunächst sei gesagt: Du solltest nicht erwarten, dass du aus dieser Position viel Profit generieren wirst. Vor allem geht es im Lojack darum, auf Premium-Hände zu warten und nicht aus der Reihe zu tanzen.
Der Lojack – Überblick
Hier die wichtigsten Eigenschaften des LJ (Lojack).
- Früheste Position in SH (Short-Handed)
- Stark limitierte Möglichkeit, die Blinds zu attackieren. Dies liegt an später handelnden Positionen HJ (Hijack), CO (Cutoff) und BTN (Button)
- Spricht Preflop in Full-Ring-Spielen als Sechstletztes (Cold Calls können sehr einfach overcalled oder gesqueezed werden).
- Postflop wirst du höchstwahrscheinlich keine Position haben
Wenn ein Open-Raise möglich ist (in 100 Prozent der Fälle in SH-Spielen), zielen gute Spieler darauf ab, rund 13 Prozent der Hände aus dieser Position zu spielen. Noch aggressiver kann man aus dieser Position eigentlich nicht spielen, denn es besteht ständig die Gefahr, dass HJ, CO und BTN zur 3-Bet ansetzen oder cold callen.
Zwar ist ein Open-Raise nicht das lukrativste Szenario aus dem LJ (und das einzige SH-Szenario), aber wir haben zumindest die Option, Open-Raises aus den früheren Positionen zu attackieren - entweder durch Cold-Calling oder 3-Betting.
Es ist schwierig, von dieser Position zu aggressiv zu spielen, weil…
- … unsere Cold-Calls oft von HJ, CO, BTN, SB (Small Blind) oder BB (Big Blind) gesqueezed oder overcalled werden.
- … wir selbst bei einer 3-Bet Preflop noch eine Cold-4-Bet von HJ, CO, BTN, SB, oder BB kriegen könnten.
- …wir gegen MP1 (erste mittlere Position) und frühere Positionen spielen, die typischerweise mit einer sehr starken Opening-Range in die Schlacht ziehen.
Deshalb sind Cold-Calling und 3-Betting nicht besonders häufig angewandte Strategien in unserem Konzept.
Strategischer Ausblick im LJ
Nochmals: Wir nehmen nicht an der Action teil, es sei denn, wir wachen mit einer Premium-Hand auf.
Statistiken:
Empfohlene Durchschnittsfrequenz an Cold Calls: Rund 4%
Empfohlene Durchschnittsfrequenz an 3-Bets: Rund 4%
Empfohlene Frequenz an Open Raises: Rund 13%
(Bitte beachte, dass diese Statistiken für eine ganze Palette verschiedener Einsatzhöhen gelten)
Beispielranges vom LOJACK
LJ verteidigt gegen frühen Open-Raise
Lila: Re-Raise (3bet) Range
Blau: Cold-Calling Range
Zur Vereinfachung gehen wir davon aus, dass unsere Verteidigungsstrategie sich abhängig von der Position des ersten Raisers nicht zu stark ändert. Es stimmt zwar, dass unsere Verteidigungsrange gegen unterschiedliche Positionen weitestgehend gleich bleibt, aber technisch gesehen sollten wir gegen spätere Positionen mit einer breiteren Range spielen.
Diese Grafik zeigt eine Beispielrange, mit der wir gegen einen 3BB Open-Raise einer frühen Position verteidigen. Wenn der Gegner einen kleineren Raise bringt, sollten wir mit einer breiteren Range verteidigen, aber dazu später mehr. Wie du siehst, ist unsere Range für 3-Bets (Re-Raises) fast gänzlich auf Starthände mit hoher Equity beschränkt. Es macht Sinn, in den meisten Spielen nicht mit spekulativen Starthänden zu bluffen, denn die Spieler folden nicht so oft, wie sie es bei gegnerischen 3-Bets eigentlich tun sollten.
Range von LJ als erster Raiser
Bei dieser Range geht es um die Hände, mit denen wir einen Open-Raise Preflop spielen, nachdem vor uns alle gefoldet haben. Es ist enorm wichtig, dass wir in dieser Position eine gute Balance aus Aggressivität und Zurückhaltung entwickeln. Unsere Chance, die Blinds abzugreifen, ist relativ klein. Aber es ist auch nicht unmöglich.
Diese Raising-Range entspricht etwa 13 Prozent der Starthände. Wenn wir noch aggressiver vorgehen, werden gute Spieler einen Weg finden, um unsere Strategie wirkungsvoll zu bekämpfen.
Allerdings muss man auch dazu sagen, dass eine Erweiterung dieser Range möglich ist. Wenn du die gesicherte Erkenntnis hast, dass hinter dir einige schwächere Spieler und häufige Folder folgen, kannst du die 13 Prozent noch ausbauen. Höher als 18 Prozent sollte die Range aber niemals sein - höchstens in einigen extremen Ausnahmesituationen.
LJ gegen Blinds - 3-Bet
Wenn wir aus dem LJ den ersten Raise der Setzrunde bringen, werden wir häufig mit 3-Bets konfrontiert sein. Unsere Reaktion darauf hängt davon ab, ob die 3-Bet aus den Blinds oder von BTN/CO/HJ kommt. Die folgende Beispielrange gibt uns eine Idee, mit welchen Händen wir einen Re-Raise callen sollten und mit welchen Händen wir eine 4-Bet abfeuern können, wenn wir von den Blinds eine 3-Bet bekommen.
Blau = Call vs 3-Bet
Lila = Re-Raise (4-Bet) vs 3-Bet
Tendenziell wird also nur mit den High-Equity-Starthänden ein Re-Raise (4-Bet) angesetzt. 4-Bet-Bluffing ist in den meisten Szenarien nicht besonders empfehlenswert, da der durchschnittliche Gegner nicht so oft foldet, wie er es bei 4-Bets eigentlich tun sollte. Kriegen wir aber eine 3-Bet von BTN/CO anstelle von den Blinds, müssen wir noch viel tighter fortfahren.
Blau = Call vs 3-Bet
Lila = Re-Raise (4-Bet) vs 3-Bet
Der Schlüssel liegt in der Anpassung
Wichtig: Die Beispiel-Ranges sollten als Anhaltspunkte und nicht als in Stein gemeißelte Regeln verwendet werden. In der Praxis werden wir diese Verteidigungs-Ranges basierend auf verschiedenen Faktoren ändern. Aber ein gutes Verständnis der Faktoren hilft uns, spontan qualitativ gute Entscheidungen treffen zu können.
Setzhöhe des Gegners – Je höher der Open-Raise (oder 3-Bet) unseres Gegners, desto tighter werden wir verteidigen.
Position – Je später die Position unseres Gegners, desto breiter können wir verteidigen. Wir werden im Lojack aber auf jeden Fall eine tighte Range bei der Verteidigung haben.
Reads – Vielleicht haben wir erkannt, dass unser Gegner auf 3-Bets und 4-Bets zu häufig foldet. Dann können wir 3-Bets und 4-Bets aggressiver ansetzen.
Stärke des Gegners - Wenn es sich beim Gegner um einen schlechten Spieler handelt, können wir mehr Hände spielen. Aber bei der Erweiterung der Range vom Lojack musst du konservativ bleiben.
Open-Raises – Wenn die Spieler hinter uns zu häufig folden oder es sich um schwächere Spieler handelt, können wir unsere Range als erster Raiser ein wenig erweitern.
Andere Szenarien
Iso-Raising – Der Move, um einen Spieler zu isolieren. In dieser Situation raisen wir vom LJ, nachdem es zuvor einen Open-Limp gegeben hat. Da nach uns fünf weitere Spieler noch an der Reihe sind, können wir unsere Iso-Raising-Strategie nur dann auf die Spitze treiben, wenn wir den Villain als einen für uns hoch profitablen Gegner einschätzen.
Unsere Iso-Raising-Range wird von dieser Position ähnlich wie unsere Range als erster Raiser aussehen. Auf jeden Fall geht es eher in die Richtung von High-Equity-Starthänden.
Hinweis: Iso-Raising von dieser Position ist nur in Full-Ring-Spielen möglich, da der Lojack in Short-Handed-Spielen die früheste Position ist (also UTG).
Iso-Raise – Ein Preflop-Raise gegen einen Limper.
Overcalling/Squeezing – Overcalling und Squeezing sind Begriffe, die sich auf Szenarien mit drei Parteien beziehen. Wenn wir es mit zwei Gegnern zu tun haben, bevorzugen wir generell eine 3-Bet (Squeeze) mit einer tighten Range und orientieren uns bei den Calls (overcalls) eher an spekulative Hände mit guten suited/connected Potenzial.
Hinweis: Squeezing und Overcalling von dieser Position ist NUR auf Full-Ring-Tischen möglich.
Overcall – Ein Call, nachdem in der gleichen Setzrunde bereits ein Spieler vor uns einen Call platziert hat.
Squeeze – Eine 3-Bet, nachdem es in der gleichen Setzrunde bereits mindestens einen Caller nach einem Open-Raise gegeben hat.
Lila: Re-Raise (Squeeze)-Range: Für einen Vergleich schauen wir uns hier an, wie eine Squeezing-/Overcalling-Range vom LJ aussehen könnte, wenn wir uns einem Open aus früher Position sowie einem Call entgegensehen.
Blau: Overcalling-Range