Vielleicht stehen wir ja gerade an einem Scheideweg in unserer Poker Karriere. Wir merken, dass man beim Spielen in Cash Games doch ganz gut Geld verdienen kann, aber andererseits auch in der Turnierszene große Gewinne machen kann. Viele von uns ziehen es vor, sich in einer der beiden Disziplinen zu spezialisieren, andere wiederum haben sich entschieden, in beiden Formaten zu spielen. Welche Faktoren müssen wir also in unsere Überlegungen einbeziehen, um zu entscheiden, in welchem der beiden Bereiche wir uns spezialisieren möchten?

Grundsätzliches

Aber Halt, warten Sie einen Moment. Was sind eigentlich die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden?

Cash Games

  • Wir können am Spiel teilnehmen und es wieder verlassen, wann immer wir möchten.
  • Wir können Chips nachkaufen wann immer wir möchten.
  • Die Blind-Ebenen sind statisch.

Turniere

  • Man muss bei der Registrierung am Tisch sitzen.
  • Man muss spielen, bis man keine Chips mehr hat.
  • Rebuys sind nicht erlaubt, außer bei Rebuy-Turnieren.
  • Blind-Ebenen werden in festgelegten Intervallen erhöht.

Der kleine Unterschied in der Struktur wirkt sich stark auf den Spielstil und sogar auf die beste Strategie für Pokerspiele aus, die verwendet werden kann. Die folgenden Hinweise sollen Ihnen bei der Auswahl des für Sie besten Poker Formats helfen.

Zeiteinsatz

Wenn wir nicht viel Zeit haben, passen Cash Games ohne Frage besser für uns. Bei Cash Games können wir uns nach Belieben an den den Tisch setzen und so viele, oder wenige, Hände spielen wie wir möchten, bevor wir ihn wieder verlassen. Dies ist vor allem der Fall, wenn wir die Erfindung von Cash Games im „Snap“ Format einbeziehen, in denen wir uns direkt zu den Einsätzen setzen, die wir spielen möchten. In der Vergangenheit war es unpraktisch, kürzer als 5 Minuten zu spielen, da es wahrscheinlich länger gedauert hätte, erstmal an den Tisch zu kommen.

Im Gegensatz dazu brauchen wir bei Poker Turnieren oft viel Reservezeit, wenn wir beispielsweise einen Deep Run machen. Einige der MTTs in einem größeren Feld können über 8 Stunden gehen. Auch wenn wir oft schon in den ersten Stunden ausscheiden, müssen wir also sicherstellen, dass wir mindestens 8 Stunden Zeit haben, bevor wir uns überhaupt registrieren. Für Profispieler stellt das natürlich kein Problem dar, aber für alle, die einen Job haben, ist das ein bisschen schwierig.

In diesem Zusammenhang wollen wir darauf hinweisen, dass nicht alle MTTs Veranstaltungen im großen Feld sind. Wir bieten auch die Möglichkeit, in Turnieren im “Sit-and-Go” Format zu spielen. Für diese Turniere im kleineren Feld ist zwar immer noch ein gewisser Zeiteinsatz erforderlich, aber sie sind zeitlich leichter überschaubar, da sie nur so etwa eine Stunde dauern. Der Nachteil ist, dass die Auszahlungen sich dementsprechend nicht mit einem MTT im größeren Feld vergleichen lassen.

Varianz

Profispieler haben ihre Gründe, Cash Games gegenüber Turnieren vorzuziehen. Die Varianz in Turnieren ist wesentlich größer als in Cash Games. Wir können zwar die Varianz durch Spielen in Veranstaltungen im kleineren Feld begrenzen, aber generell bedeutet berufsmäßiges Spielen an MTTs, dass wir bereit sein müssen, einige Varianz zu akzeptieren.

In Extremfällen kann das dazu führen, dass ein Cash Game Profi wegen einer Pechsträhne, d. h. einer Varianz, vielleicht im ganzen Monat keinen Profit macht, obwohl er ausreichend gespielt hat. Für MTT-Profis ist die Situation noch viel schwieriger. Ein MTT-Profi kann buchstäblich 6 Monate lang spielen, ohne einen Ertrag aus seiner Investitionen zu sehen. Und dabei sprechen wir über einen Spezialisten für Online-MTTS, der an einer ansehnlichen Zahl von Turnieren teilgenommen hat. Wenn wir professionelle Spieler analysieren, die ständig am Live-Circuit teilnehmen, können wir Profis finden, die jahrelang dabei sind, und einfach nur eine Pechsträhne haben und keinen großen Gewinn einstreichen können.

Aber natürlich werden Turniere von mehr Prestige und Spannung getragen. Wir könnten in einem Cash Game an 10 Buy-Ins beteiligt sein und wahrscheinlich würde sich niemand wirklich dafür interessieren. Ein MTT im großen Feld abzuzocken ist generell ein wesentlich bemerkenswerterer Erfolg. Es macht auch viel mehr Spaß, das Endspiel in einem Ereignis im großen Feld zu erreichen, als nur jeden Tag in einem normalen Cash Game zu spielen. Wenn Sie Spannung und Prestige mögen, sind Turniere vielleicht das Beste für Sie. Wenn Sie lieber beständigen Profit machen, ohne große Varianz, dann sind Cash Games die bessere Wahl für Sie.

Skills

Die für MTTs erforderlichen Skills sind etwas anders als die Spielqualitäten, die wir normalerweise für ein Cash Game benötigen. Hauptsächlich beziehen sich die Unterschiede auf die effektiven Stack-Größen. In Cash Games starten wir fast immer mit unserem zuvor festgelegten Stack, meistens mit 100bb. Natürlich müssen wir unsere Entscheidungen auf Spieler mit einem flacheren Stack anpassen, aber in den meisten Fällen werden wir mit 100bb effektiv spielen.

Bei Turnieren verändern sich die Stack-Größen ständig. Ähnlich wie bei Cash Games beginnen wir hier oft mit 100bb, oder sogar über 150bb, aber da sich die Blind-Ebenen erhöhen, sind wir normalerweise zunehmend short-stacked. Dadurch verändert sich die Anzahl an Händen wesentlich, die wir profitabel in verschiedenen Situationen spielen können. Ein beträchtliches Stück in Ihrer Turnierkarriere wird dann gespielt, wenn die Stacks unter 20bb gehen und wir in die allgemein als Push-or-Fold bezeichnete Phase kommen. In dieser Phase treffen wir normalerweise nur Preflop-Entscheidungen, da die Stacks nicht tief genug sind, um an spezielleren Turn- und River- Szenarien teilzunehmen.

Spiele mit weniger als 20bb effective ist in Cash Games eher selten und deshalb nutzen Turnierspieler Skills, die Cash Game Spieler normalerweise nicht benötigen. Nash- und ICM-Strategien werden häufig eingesetzt, um den Spielern zu helfen, die Preflop- und Push/Fold-Phasen zu berechnen. Dies ist im Turnierspiel ein wichtiger Teil, für den erhebliches Know-How erforderlich ist. Die meisten würden jedoch dagegen setzen, dass für ein 100bb Spiel ein höheres Maß an Können erforderlich ist. Demzufolge findet die Mehrheit, dass langfristig gesehen Cash Games schwieriger sind als Spiele bei Turnieren.

Gleichfalls ist es jedoch wichtig, zu verstehen, dass wir im Gegensatz zu Cash Games in Turnieren unter Zeitdruck stehen. In einem Cash Game beginnt jede Hand mit derselben Struktur. Bei Turnieren entwickelt sich die Struktur ständig, was sich auf unsere Entscheidungen auswirkt. Je nachdem, wie viel Zeit bis zur nächsten Blind-Ebene verbleibt, oder wie viele Spieler bis zum Platzen der Turnier-Bubble dabei bleiben, kann sich ein Preflop ändern, der in einer anderen Situation korrekt wäre. Wir können somit Entscheidungen in einem Turnier als dynamischer ansehen, während Entscheidungen in einem Cash Game typischerweise eher statisch sind.

Demzufolge heißt es nicht, dass ein versierter Spieler in Cash Games automatisch ein ausgezeichneter MTT-Spieler wird, und umgekehrt. Dies ist für viele Spieler häufig der Grund, sich entweder auf Turnierspiele oder auf Cash-Games zu spezialisieren. In beiden Fällen sind besondere Skills erforderlich: Durch Spezialisierung in einem Feld können wir unser Potenzial voll ausschöpfen, anstatt zu versuchen, die Skills für beide Arten zu erlernen.

Sie überkreuzen sich jedoch teilweise. Wenn wir in der Spätphase von Turnieren grundsätzlich stark sind, kann uns das helfen, wenn wir in einem Cash Game mit Short Stacks spielen. Wiederum können uns starke Skills in einem 100bb Cash Game in der frühen Phase eines Turniers helfen. Letztendlich ist es nicht notwendigerweise falsch, beide Disziplinen auf einer hohen Ebene auszuüben – es ist eine persönliche Entscheidung.

Zusammenfassung – Cash oder Turniere

Cash Turniere
Am Spiel kann beliebig teilgenommen werden Mit einem gewissen Zeit Einsatz
Durchschnittlich mehr Skills erforderlich Durchschnittlich weniger Skills erforderlich
Mit weniger Varianz Mit mehr Varianz
Immer dasselbe Endspiele sind spannend, hohe Auszahlungen

Wie wir gerade gesehen haben, gibt es hier keine richtige und keine falsche Antwort. Jedoch sollten wir uns vor einer Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten gut über die Vor- und Nachteile informieren.