Hier sind einige der realen Persönlichkeiten, die im Wilden Westen an den Pokertischen zu finden waren:
- Cowboys, die Ihre Fähigkeiten beim Kartenspielen unter Beweis stellten.
- Bankiers, die alles an den Tischen riskierten.
- Gesetzeshüter, die sich mit dem Kartenspielen etwas dazu verdienten.
- Goldgräber, die mit ihren neugewonnen Reichtümern das ganze große Geld an die Tische brachten.
- Outlaws, die auf der Suche nach Action waren.
- Holzfäller, die sich an die Pokertische wagten.
- Betrüger, die ahnungslose Spieler um ihr hart verdientes Geld bringen wollten.
Im 19. Jahrhundert gab es in nahezu jedem Saloon, jeder Billardhalle und jedem Casino-ähnlichen Etablissement einen Pokertisch, an dem sich eine bunte Mischung von Spielern versammelten.
Männer dominierten diese Spiele, aber auch einige Frauen wagten sich an die Tische. Viele der Spieler waren bewaffnet, um sich vor Betrügern zu schützen oder mögliche Streitigkeiten zu ihren Gunsten zu entscheiden.
In Teil 1 dieser Serie haben wir bereits einige der berühmtesten Pokerspieler des Wilden Westens vorgestellt.
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf weitere faszinierende Persönlichkeiten, die für ihre Bets und Bluffs im Wilden Westen bekannt waren.
1 - Bat Masterson
Diese Berühmtheit des Wilden Westens führte ein aufregendes Leben und übte verschiedene Berufe aus, darunter Army Scout, Gesetzeshüter, Büffeljäger und Journalist.
Bat Masterson, eigentlich Bartholemew William Barclay Masterson, wurde 1853 in Quebec geboren und erlangte unter dem Spitznamen "Bat" Bekanntheit.
Während seiner Zeit als Sheriff in Dodge City, Kansas, war Masterson in mehrere Schießereien verwickelt. Der Revolverheld war Zeit seines Lebens als "sporting man" bekannt. Dieser Begriff beschreibt jemanden, der sich intensiv mit Glücksspiel und Sport beschäftigt. Neben Poker nahm er auch regelmäßig an Faro-Runden teil, ein beliebtes Kartenspiel zu dieser Zeit.
Besonders bemerkenswert war ein Vorfall im Jahr 1876, als es während einer Pokerrunde in einem Saloon in Sweetwater, Texas, zu einer Schießerei kam. Ein Spieler namens Melvin King verlor viel Geld am Pokertisch und kehrte mit einer Pistole zurück, um Rache zu nehmen. King schoss auf Masterson und ein Mädchen, mit dem er sich zu diesem Zeitpunkt unterhielt. Sie starb, aber Masterson erwiderte das Feuer und tötete King. Der Glücksspieler und Revolverheld erholte sich von diesem Vorfall zwar, brauchte aber für den Rest seines Lebens einen Gehstock, der nur noch mehr zu seinem Vermächtnis beitrug.
"Die Geschichte von der Schießerei in Sweetwater endete im Wesentlichen hier, obwohl viele Nacherzählungen anschließend dazu beitrugen, Masterson zu einem der legendärsten Revolverhelden des Westens zu machen", schreibt der Autor Martin Harris in seinem Buch Poker & Pop Culture.
"Auch sein Ruf als Poker- und Kartenspieler war durch seine Reisen in mehrere Bundesstaaten und der vielen Fälle, in denen er an den Tischen große Summen gewann, fast schon legendär."
Masterson war ein eleganter Mann, der stets einen Hut im Derby-Stil trug und zu jeder Gelegenheit in einem gepflegten Anzug erschien. Er bestritt vehement die Anschuldigung, ein Mörder zu sein, der in zahlreiche Schießereien verwickelt war. Im Jahr 1902 zog er nach New York und begann als Kolumnist für die Zeitung The Morning Telegraph zu arbeiten. Dort berichtete Masterson bis zu seinem Tod im Jahr 1921 leidenschaftlich über Boxen und andere Sportarten.
Seine Heldentaten wurden in den folgenden Jahren lebhaft in Erinnerung gehalten. Sie dienten oft als Inspirationsquelle für Romane, Poker Filme, Fernsehsendungen, Comics und Videospiele.
2 - Jefferson Randolph Smith II (alias Soapy Smith)
Fans der HBO-Serie Deadwood dürften wahrscheinlich etwas mit dem Namen Soapy Smith anfangen können. Während seiner Zeit im Wilden Westen war Smith hauptsächlich als Hochstapler, Gangster und Glücksspieler bekannt.
Seine Pokerfähigkeiten gingen über das Grundverständnis des Spiels hinaus – er war ein Meister darin, seine Gegner zu lesen. Dennoch verbrachte er einen Großteil seines Lebens als Betrüger und Organisator von Glücksspielen.
Soapy Smith wurde 1860 in Georgia als Sohn einer wohlhabenden und einflussreichen Familie geboren. Im Jahr 1876 zogen sie nach Round Rock, Texas, nachdem sie nach dem Bürgerkrieg vor dem finanziellen Ruin standen. Während dieser Zeit verstrickte sich Smith nach dem Tod seiner Mutter in verschiedene Betrügereien.
Später machte er sich alleine auf den Weg und zog in Richtung Norden nach Fort Worth, wo er seine Karriere als Betrüger fortsetzte.
Eine seiner bekanntesten Betrugsmaschen brachte ihm schließlich den Spitznamen "Soapy" ein. Er verkaufte mehrere Seifenstücke an einer belebten Straßenecke. Um die Kunden zum Kauf zu animieren, platzierte er Bargeld unter den Verpackungen der Seifenstücke. Mit seinen geschickten Händen entfernte er die Scheine aus den Stücken, bevor der Kunde sich für den Kauf entschied.
Die Verkaufszahlen stiegen, aber letztendlich war er der Einzige, der davon profitierte.
Im Jahr 1879 zog Smith nach Denver und eröffnete 1888 ein Glücksspielhaus. Gemeinsam mit seinem Bruder Bascomb arrangierte er manipulierte Poker Spiele, bevor sie nach Creede, Colorado, weiterzogen. Während des Goldrausches im kanadischen Yukon-Territorium ließen sie sich schließlich in Klondike nieder.
Die Betrügereien und manipulierten Spiele setzten sich auch in Skagway, Alaska, fort. Dort gründeten die Einwohner schließlich eine Bürgerwehr, um Smiths Betrügereien ein Ende zu setzen - ganz im Stil des Wilden Westens.
"An diesem Tag im Jahr 1898 unternahm Smith den Versuch, ein Treffen der Bürgerwehr am Kai von Skagway zu stören, offenbar mit dem Ziel, die Mitglieder der Bürgerwehr durch seine betrügerischen Fähigkeiten davon zu überzeugen, dass er keine Gefahr für die Gemeinde darstellte", schreibt History.com.
"Allerdings hatte Smith nicht erkannt, wie zornig die Mitglieder der Bürgerwehr waren. Als er versuchte, sich durch die Menschenmenge zu drängen, wurde er von einem Ingenieur aus Skagway namens Frank Reid zur Rede gestellt. Zwischen den beiden Männern kamen es zu einem heftigen Wortgefecht und schließlich fielen Schüsse. Reid erschoss Smith sofort, aber nicht bevor Smith ihn schwer verletzen konnte. Der Ingenieur erlag seinen Verletzungen zwölf Tage später."
3 - Carlotta J. Thompkins (alias Lottie Deno)
Lottie Deno, eine der wenigen weiblichen Pokerspielerinnen des Wilden Westens, wurde 1844 als Tochter einer wohlhabenden Familie in Kentucky geboren. Ihr Vater war ein Plantagenbesitzer und während ihrer Jugend begleitete sie ihn auf seinen Reisen.
Auf diesen Reisen besuchte sie diverse Casinos und lernte dort das Kartenspielen. Nach dem Tod ihres Vaters begann Deno ihre Familie durch ihre Gewinne an den Pokertischen zu unterstützen.
Ihre Leidenschaft für das Kartenspiel führte sie schließlich zu Pokerrunden entlang des Mississippi und in ganz Texas und New Mexico. Deno trug den Spitznamen "Lottie Deno", wobei der Nachname eine Abwandlung des spanischen Wortes für Geld - "dinero" - ist.
Gemeinsam mit ihrem Mann Frank Thurmond reiste sie von Stadt zu Stadt, um die profitabelsten Pokerrunden zu finden.
Wie viele Spieler jener Zeit versuchten die beiden, den Grenzgängern etwas von ihrem hart verdienten Geld abzunehmen. In Texas zählten dazu unter anderem Büffeljäger, die mit dem Sammeln von Tierhäuten ein Vermögen verdienen konnten.
Deno wurde wegen ihrer beachtlichen Fähigkeiten am Spieltisch und ihrer anziehenden Persönlichkeit schnell bekannt. Ihre extravagante Kleidung und ungewöhnliche Erscheinung machten sie zu einer bemerkenswerten Figur der damaligen Zeit.
"Lotties Fähigkeiten am Pokertisch verschaffte ihr bald den Respekt der größten Spieler in San Antonio, und so war sie an vielen Tischen eine willkommene Mitspielerin", schreibt J. Marvin Hunter in The Story of Lottie Deno: Her Life and Times.
"Ihre Anmut und Schönheit öffneten ihr überall Türen, und ihre Kultiviertheit und gute Erziehung brachten ihr Ruhm und ungeahnten Erfolg."
Bis 1877 betrieben Deno und Thurmond ihr eigenes Casino in Kingston, New Mexico. Danach ließen sie sich in Deming, New Mexico, nieder und verabschiedeten sich aus der Glücksspielwelt. Thurmond wurde Vizepräsident einer örtlichen Bank, und Deno begann als Lehrerin in der Episkopalkirche der Stadt zu arbeiten.
Lottie Deno verstarb 1934. Auf ihrem Grabstein ist der Name Charlotte Thurmond zu finden.
Es wird angenommen, dass sie die Inspiration für die Figur der Miss Kitty Russell in der Fernsehserie "Gunsmoke" war, die von 1955 bis 1975 im US-Fernsehen lief.
4 - "Canada" Bill Jones
Bill Jones wurde 1837 in Yorkshire, England, geboren und verbrachte einen Großteil seines Lebens in den USA und Kanada. Er führte ein abenteuerliches Leben als Hochstapler, Glücksspieler und Pokerspieler. Seine Abenteuer erinnern an Figuren wie Soapy Smith, die dem Glücksspiel im Wilden Westen einen "Outlaw-Touch" verliehen.
Er war bekannt für seine Betrügereien beim Drei-Karten-Monte und den Pokerspielen entlang des Mississippi River.
Neben Poker hatte er eine Vorliebe für das beliebte Kartenspiel Faro, jedoch neigte er dazu, seine Gewinne direkt wieder zu verspielen. Ein Detektiv beschrieb ihn einst als "sanft wie eine Frau und schlau wie ein Fuchs" und betonte, dass er in der Lage war, jeden Mann in seinem eigenen Spiel zu schlagen, wie es in George Devols Buch "Forty Years a Gambler on the Mississippi" festgehalten wurde.
Im Jahr 1874 zog Bill Jones nach Chicago und eröffnete dort zusammen mit einigen Partnern gleich vier Spielhallen. Obwohl er mit seinen bewährten Methoden in der Windy City und später in Cleveland Erfolg hatte, verlor er auch beträchtliche Summen bei weniger riskanten Kartenspielen und wurde gelegentlich selbst von anderen Spielern über den Tisch gezogen.
George Devol schrieb über ihn: "Er liebte das Glücksspiel an sich, so wie die Moralisten die Tugend um ihrer selbst willen lieben. Kein anderer Mann, den ich je getroffen habe, schien so versessen danach zu sein wie er."
Schließlich forderte Tuberkulose, ähnlich wie bei dem berühmten Revolverhelden und Pokerspieler Doc Holliday, ihren Tribut von Bill Jones. 1877 wurde er schwer krank und nahm sich noch im selben Jahr das Leben, nachdem er einige Zeit in einem Wohlfahrtskrankenhaus in Reading, Pennsylvania, behandelt wurde.
Im Alter von etwa 40 Jahren verstarb er nahezu mittellos, und eine Gruppe von Glücksspielern übernahm die Kosten für seine Beerdigung. Es gab sogar Wetten unter seinen Freunden darüber, ob die ganze Geschichte lediglich ein Scherz war.
In dem bekannten Film "Rounders" aus dem Jahr 1998 verwendet die Hauptfigur Mike McDermott, gespielt von Matt Damon, ein Zitat, das Bill Jones zugeschrieben wird:
"Es ist unmoralisch, einen Trottel sein Geld behalten zu lassen."
5 - Mark Twain
Viele denken bei dem berühmten Autor vielleicht nicht an eine Figur des Wilden Westens. Aber Twain lebte von 1835 bis 1910 – mitten in der Expansion der USA nach Westen. Neben seiner Passion fürs Schreiben arbeitete der Zigarren rauchende Literat gerne an seinen Fertigkeiten am Billardtisch und wagte sich gelegentlich ebenfalls an den Pokertisch.
Seine Tätigkeit als Lotse auf dem Mississippi in den 1850er- und 60er-Jahren bot ihm zahlreiche Gelegenheiten, die diversen Kartenspiele zu erlernen und zu spielen. Doch zu jener Zeit war Betrug in der Pokerwelt weit verbreitet, und Twain warnte vor den potenziellen Falschspielern, die die gutgläubigen Bootsfahrer ausnutzten.
In seiner Erzählung "The Professor's Yarn" aus "Life on the Mississippi" befindet sich der Hauptcharakter "Backus" mit 10.000 US-Dollar im Gepäck auf dem Schiff in Richtung Westen, um dort eine Ranch zu erwerben. Der Professor rät ihm jedoch davon ab, während der Reise an den Kartenspielen teilzunehmen, da es an Bord zahlreiche Gauner gab, die mit gezinkten Karten spielten.
Mark Twain bereicherte sein Werk sogar mit aufwendigen Skizzen von Flussszenen, darunter vier Werke, die sich ausschließlich dem Pokerspiel widmeten.
Dr. Peter Messent, Autor des Buches "Mark Twain and Male Friendship" und ehemaliger Leiter der Abteilung für amerikanische und kanadische Studien an der Universität von Nottingham in Großbritannien, betont, dass Poker für Twain ein außerordentlich wichtiges Spiel war. Der gesellige und freundschaftliche Charakter des Spiels entsprach ganz Twains Naturell.
"Poker war zweifellos ein integraler Bestandteil von Twains Welt und es scheint, dass er das Spiel bestens kannte", meint Messent. "Die Rituale des Spiels passten perfekt zu seiner Vorliebe für die damalige männliche Gesellschaft und den tiefgründigen Gesprächen, die dort geführt wurden."
In seinen Werken erwähnte Twain regelmäßig das Pokerspiel und verwendete bekannte Ausdrücke aus diesem Spiel. Die detailreiche Darstellung der Feinheiten des Spiels in seinen Büchern zeugt von Twains Leidenschaft für das Kartenspiel.
Während einer Reise in den Westen im Jahr 1862 schrieb Twain über die prekäre Situation der amerikanischen Indianer und beobachtete gleichzeitig ein Pokerspiel, das in vollem Gange war. Er beschrieb das Spiel in all seinen Facetten und verwendet dabei pokertypische Begriffe.